Fälschungsfälle

Spektakuläre Fälschungsfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte – Die Hitler-Tagebücher

Am 25. April 1983 erklärte das Nachrichtenmagazin Stern öffentlich, dass sich die geheimen Hitler-Tagebücher in seinem Besitz befänden. Bereits drei Tage später begann die Publikation als Serie. Ziemlich schnell wurde klar, dass es sich um Fälschungen handeln musste. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Stern bereits 62 Bände für 9,3 Millionen DM von Konrad Kujau erworben. Dieser hatte die Bücher angeblich kurz vor Kriegsende nach einem Flugzeugabsturz bei Börnersdorf (Sachsen) gefunden. Schon 1981 waren Hinweise auf eine Fälschung der Tagebücher aufgetaucht, doch sowohl die Meinung des deutschen Historikers Eberhard Jäckel als auch die eines ehemaligen SS- Offiziers, welche auf sachliche Fehler hinwiesen, wurden ignoriert. Die Chefredaktion des Sterns, die erst Mitte Mai darüber informiert wurde, bekam nun auch Zweifel an der Echtheit der Bücher. Doch die Gutachten einiger Schriftexperten bestätigten die Originalität. Allerdings waren zum Vergleich Briefe Adolf Hitlers verwendet worden, die ebenfalls aus der Feder Konrad Kujaus stammten. Selbst das „F“, das erste Initial auf dem Einband, erregte nur abenteuerliche Diskussionen über dessen Bedeutung. Nachdem das zweite Tagebuch veröffentlicht worden war, wurde der Betrug aufgedeckt: Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung wies Materialien in der Bindung der Bücher nach, die erst nach dem II. Weltkrieg entwickelt wurden.
Trotz öffentlicher Entschuldigung des Sterns fielen die Auflagezahlen massiv. Kujau wurde wegen Betrugs zu vier Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt, jedoch schon nach drei Jahren aufgrund seiner schweren Kehlkopfkrebs-Erkrankung entlassen. Der Stern-Reporter Gerd Heidemann, der die Tagebücher erwarb, wurde zu vier Jahren und acht Monaten wegen Unterschlagung von Geldern verurteilt, die für den Kauf der Bücher gedacht waren. Der Inhalt der unveröffentlichten Bücher blieb bis heute größtenteils unbekannt.
Ein Einzelfall war diese Fälschung aber nicht. So wurden ebenfalls bei Asfa-Wossen Asserates Bestseller „Manieren“ sowie beim „Tagebuch der Anonyma“ Stimmen laut, dass diese Werke nicht von ihren angeblichen Autoren geschrieben wurden.
Einer ähnlichen Strategie bediente sich Lukas Domcik im „Bestseller“: Dieser schreibt das Manuskript zu „Vom Memelstrand zum Themseufer“, während Rachel als angebliche Enkelin seiner Tante Thea die Autorin verkörpert.
Fakt bleibt, dass die Wahrheit oft zu unkompliziert und langweilig scheint und das komplett Erfundene zu wenig Realität in sich birgt, um den Leser anzusprechen. So verfährt man oft nach dem Grundsatz:
„Um wahr zu wirken, muss die Wirklichkeit gefälscht werden“.

Maria K. / Maria W.