Genremerkmale

Unter einer Dokufiktion versteht man im Allgemeinen eine fiktive Dokumentation, die mit entsprechenden Beispielen unterlegt wird. Sie dient der spektakulären Verbreitung von Wissen und kann die in den Augen des Massengeschmacks eher trockenen wissenschaftlichen Themen an sonst eher desinteressierte Zuschauer bringen.
Dies kann am besten durch eine Verfilmung mit Schauspielern oder am Computer animierten Figuren ermöglicht werden. Ergreifende Beispiele für Dokufiktionen sind „Der Untergang“, aber auch der „Baader – Meinhof – Komplex“, welche vor allem schauspielerisch hochwertig besetzt wurden. Jedoch existiert kein Lob ohne entsprechende Kritik, so wird dem Genre der Dokufiktion vor allem die Manipulierbarkeit und die historisch falsche Darstellung vorgeworfen. Bei diesem Thema stößt man oft auf den Namen Guido Knopp. Kritisiert wird an dem Chef der ZDF-Redaktion für „Zeitgeschichte“, dass er nicht den Fußnoten, sondern den Quoten folgt. Der Erfolg des „Histotainment“ à la Guido Knopp liegt auf der Hand. Historische Details werden amüsant miteinander verbunden und mit einem „dramatisierenden Musikteppich unterlegt“ (Thomas Wagner: Aktuelle Geschichtsforschung mit neuen Medien). Auf diese Art von Histotainment kann getrost verzichtet werden, so der Geschichtsforscher Achatz von Müller. Es dürfe nicht auf eine Emotionalisierung der Geschichte gesetzt werden und der historische Zusammenhang nicht verloren gehen.
Dennoch bleibt der „Nummer-eins-Chefhistoriker“ des ZDF ein Phänomen, welches als solches angesehen werden muss. Aber wo es Kritiker gibt, muss es auch Befürworter geben und in diesem Fall wäre es z.B. der ARD – Chefhistoriker Hartmann von der Tann. Er ist der Meinung, dass Knopp Trends gesetzt hat: „Knopp war Geburtshelfer für Zeitgeschichte in der ARD.“ Und anscheinend hat er damit nicht einmal so unrecht, denn Knopps Produktionen erreichen mehr Menschen als die Bücher der Historiker.
Der Berliner Kunsthistoriker Horst Bredekamp ist der Meinung „Bilder stellen Geschichte nicht dar, sondern schaffen ihre eigene.“ Das Vermittlungsproblem geschichtlicher Inhalte wird also weiterhin ein Thema bleiben, jedoch wird die „Mediatisierung der Geschichte“ nicht mehr aufzuhalten sein, aber wie das konkret aussehen soll, darüber wird weiterhin nachzudenken sein.

Carolin / Martin