2008

Werner Schmidt

Werner Schmidt
Werner Schmidt wird vom 1. Vorsitzenden VF Reinhard Zerge zum Ehrenmitglied ernannt. Foto: G. Heruth


In der Mitgliedervollversammlung am 3. Oktober 2008 hatte der Vorstand erneut von der Möglichkeit der Ernennung zum Ehrenmitglied Gebrauch gemacht. Er stellte deshalb den Antrag, Vereinsfreund Werner Schmidt (Mitglied-Nr. 050) mit dem Titel „Ehrenmitglied“ zu würdigen. Vereinsfreund Werner Schmidt ist ein sehr aktives und verlässliches Vereinsmitglied. Der Laudator, unser Ehrenvorsitzender Hermann Schneider, brachte in seinen Ausführungen die Gründe für die Ehrung der Versammlung auf das Herzlichste nahe.

Schon in der Mitgliederinformation Nr. 34 vom 24. Mai 2008 erschien der nachfolgende Text:

Ehre, wem Ehre gebührt

Werner Schmidt zum 90. Geburtstag

Am 8. Mai 2008 konnte unser lieber Vereinsfreund Werner Schmidt aus Döbeln bei guter körperlicher und geistiger Frische seinen 90. Geburtstag feiern. Als Abiturient des Jahrganges 1937 gehört er mit der Mitgliedsnummer 50 seit Gründung des Vereines im Jahr 1991 zum „Vereins-Kader“. Freundlichkeit, Optimismus und Offenheit prägen seinen Charakter, er ist ein echtes Döbelner Urgestein.

Werner Schmidt
Werner Schmidt Foto: Gerhard Heruth

Nun könnte gesagt werden, der Name Schmidt ist in deutschen Landen weit verbreitet und im Döbelner Telefonbuch füllt er eine halbe Seite. Wird aber der Doppel-Name „Seifen-Schmidt“ genannt, geht vielen älteren Döbelnern sofort ein Licht, oder noch besser, ein Seifensieder auf - und dies in des Wortes wahrer Bedeutung.

In der „Döbelner Chronik 2000“ lesen wir über den Großvater unseres Jubilars: „01.04.1876: Hermann Otto Schmidt, geb. 22.12.1847 in Pößneck, übernimmt die Seifensiederei Lippmann am Niedermarkt 2. 1902/03 entstehen die Fabrikanlagen an der Rößchengrundstraße, 1921 übernimmt Sohn Fritz Schmidt die Firma“. Der Firmengründer war ein Industrie-Pionier von altem Schrot und Korn, ausgestattet mit Fleiß, Ehrlichkeit und Ideenreichtum! So wie heute die Waschmittel „Spee“ oder „Weißer Riese“ in aller Orten bekannt sind, so wurden damals die „Döbelner weiße Schmierseife“ und „Döbelner-Salmiak-Terpentin-Schmierseife“ weit über die Grenzen Döbelns von den Hausfrauen geschätzt.

Die Vielfalt der Produkte wuchs ebenso wie der Anlagen- und Maschinenpark, der stets auf dem modernsten technischen Stand gehalten wurde. Und das trotz manchen familiären Rückschlags und schweren Unglücks im Betrieb Schmidt. Im Jahre 1927 stirbt H. O. Schmidt und leider schon zehn Jahre später sein Sohn Fritz. Dessen Frau Fanny und die Söhne Hans und Werner führen den Betrieb weiter. Ein schweres Explosionsunglück ereignet sich 1938 mit Toten und Verletzten. Es folgen die kompliziertesten Jahre der Kriegs- und Nachkriegszeit. Schreckensworte tauchen in den Familiengesprächen auf: Bruder Hans in Russland vermisst, die Mutter in Bautzen bzw. in Mühlberg interniert.

Als Werner Schmidt im September 1945 aus der Gefangenschaft kommt geht die Arbeit zunächst wie vorher weiter. Doch schon 1946 kommt es zur Betriebsenteignung. So wird er im ehemals eigenen Betrieb zum Angestellten. Im Jahre 1948 lautet die Firmierung: VEB Decenta Döbeln. Unter jenem Namen, der schon seit 1938 als Schutzname für Feinseifen eingetragen war, reisten die Produkte in die ganze Welt. Heute ist das Erbe von H. O. Schmidt eingegangen bei der Florena Cosmetic GmbH Waldheim-Döbeln. Mit den Anträgen auf Reprivatisierung nach der Wende scheiterte man leider 1992.

Die ganze Familiengeschichte „Seifen-Schmidt“ würde den hier gebotenen Rahmen sprengen. Es bleibt aber die Freude, in unseren Reihen den Enkel von Hermann Otto Schmidt zu haben, der die Tradition seiner Vorfahren in Geist und Handeln weiterführt und in Ehren hält. Der „Amboss“ war einstmals Schutzmarke der Produkte aus dem Hause Schmidt und auf diesem hat Werner Schmidt sein Glück geschmiedet. Es hat ihn stark gemacht! Über Werner Schmidt können wir heute oftmals staunen und nur bewundernd den Hut ziehen, wenn er zu nachtdunkler Zeit auf dem Fahrrad aus den Klostergärten zum Vereinsstammtisch eilt und den Jüngeren beim Bowling das Fürchten lehrt.

Und so, wie Großvater Hermann Otto Schmidt im Gewerbegebiet Döbeln-Ost Namensgeber einer Straße wurde, so wollen wir Werner Schmidt in die Liste unserer Vereins-Ehrenmitglieder eintragen. Dies mit allen guten Wünschen für sein weiteres Leben, in dem er noch lange Zeit an unserer Seite bleiben möge. Aber da sind wir guten Mutes ob seiner steten Treue. Einen Beweis davon konnten wir am 18. Januar 2008 wahrnehmen, als Werner Schmidt neben seiner lieben Ehefrau Thea anlässlich der Einsegnung zur Diamantenen Hochzeit St. Nicolai zu Döbeln betrat.

VF Gerhard Heruth