13. Februar 2025

Erlesene Kost beim Poetry Slam

Verschiedene Slammerinnen des LGD überzeugen mit selbstgeschriebenen Texten, Lena Schulz begeisterte als Sängerin.

Ein Poetry-Slam-Abend, organisiert von der Projektgruppe „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ gehört mittlerweile zum Schuljahr fast schon dazu. Seit 2003 trägt das LGD den Titel, der auch eine Art Selbstverpflichtung ist.

Am Mittwochabend kamen bemerkenswerte Texte zum Vortrag, die in ihrer inhaltlichen Dichte und sprachlichen Geschliffenheit überzeugten. Selten wird es in der Aula so emotional und so persönlich. Loben kann man sowohl die Poetry-Slammerinnen als auch die Organisatoren des gelungenen Abends. Emilia Loschinski, die als Chefin der Courage-Gruppe den „Hut“ aufhatte, fiel am Ende der Veranstaltung ein Stein vom Herzen. Die Gäste, darunter auch zahlreiche Mitglieder des Fördervereins, fanden Gefallen an der jugendlich-frischen Art der Vorträge und an dem kurzweiligen Wechsel von Musik und gelesenem Wort.

In Erinnerung bleibt sicher die lockere Moderation von Mia Weinberg und Luana Schulze. Locker wirkte die übrigens, weil sie gut vorbereitet war. Lilly Jeschke eröffnete den Abend mit einem sehr persönlichen Text, in dem sie erklärte, warum sie in Zukunft als Sam leben möchte. Für die Zuhörer wurde greifbar, mit wie vielen Ängsten und Selbstzweifeln, aber auch mit wie vielen Hoffnungen diese Entscheidung verbunden ist.

Auch Luana Schulzes Slam erzählte sehr persönlich von den Wirrungen des Erwachsenwerdens, von gesellschaftlichen und inneren Konflikten. Dass man nach dem Erkennen von Problemen auch etwas zu deren Lösung beitragen kann, zeigte die nächste Akteurin. Julia Feldmann hat im letzten Jahr bei uns Abi gemacht und gehörte zur Courage-Gruppe. Der Poetry-Slam-Abend lag ihr immer besonders am Herzen, weshalb sie auch in diesem Jahr dabei sein wollte. Weil sie derzeit ein freiwilliges soziales Jahr in Paraguay absolviert, war das nur virtuell möglich. Per Beamer wurde Julias Slam eingespielt. Sie saß unter Palmen in einem tropischen Garten, im Hintergrund hörte man exotische Vögel und Julia trug ihren Slam vor. LGD international und ein schönes Beispiel dafür, dass sich bei Schülern die Erkenntnis, dass unsere Welt große Probleme hat, mit der Bereitschaft verbindet, etwas zu deren Lösung beizutragen.

Zeit zum Nachdenken über die bedeutungsvollen Texte bot sich bei den musikalischen Parts des Abends. Für diese zeichnete Lena Schulz verantwortlich, die von Dr. Jan Murawski, unserem Oberstufenberater, am Flügel begleitet wurde. Lena spielt derzeit am LGD musikalisch in einer eigenen Liga. Mit ihrer kraftvollen Stimme und ihrer emotionalen Interpretation der Songs begeistert sie immer wieder ihr Publikum.

Mit Polina Lebid beteiligte sich auch wieder eine Schülerin der Vorbereitungsklasse mit einem eigenen Text beim Poetry-Slam-Abend. Polina kommt aus der Ukraine und erhielt viel Applaus für ihren sehr poetischen Text „Sterne der Erfolge“, der deutlich werden ließ, wie gut sie sich schon in der deutschen Sprache eingelebt hat.

Als besonderes Highlight des Abends kann sicher der Auftritt von Jan Murawski und Niclas Noçon bezeichnet werden. Der Physik- und der Deutschlehrer hatten sich ein lyrisches Streitgespräch zwischen Natur- und Geisteswissenschaft ausgedacht. Das brachten sie frei, ausdrucksstark und natürlich mit einem Augenzwinkern zum Vortrag. Das Publikum belohnte das witzige Dialogstück mit großem Applaus. Lehrer, die sich etwas auf der Bühne trauen, kommen immer gut an und steigen natürlich im Ansehen ihrer Schüler.

Sara Aljasems Slam „Jenseits der Linie“ verdeutlichte abschließend auf eindringliche Weise einerseits ihre eigenen Lebenserfahrungen, andererseits machte sie auch deutlich, dass die Frage, wie man mit Flüchtlingen umgeht, nicht nur eine politische, sondern auch eine moralische ist. Sie prangerte in diesem Zusammenhang mangelnde Empathie und doppelte Moral an. Quintessenz ihres Vortrags: Wir sollten Gemeinsamkeiten betonen und nicht ausgrenzen. Es klingt immer etwas pathetisch, wenn man auf den Namengeber der Schule verweist, aber genau das war die große Vision Lessings. Das LGD ist stolz auf Schülerinnen und Schüler, die diese Botschaft in die Welt tragen.

M. Höhme