29. Januar 2019

Klimawandel und die Folgen

Der Döbelner Hans-Jürgen Schlegel ist Klimaexperte. Den Klimawandel sieht er als die größte Bedrohung.

Mit 74 Jahren steht Hans-Jürgen Schlegel immer noch gern vor einem Auditorium. Der Döbelner, der auch mal fünf Jahre für die CDU im Stadtrat saß, ist als unablässiger Aufklärer in Sachen Klimaschutz unterwegs. „Ich halte noch immer Vorträge, Vorlesungen und Seminare für Firmen. Wenn auch nicht mehr so viele wie früher“, sagte Schlegel.

Hans-Jürgen Schlegel hat in der Aula des Lessing-Gymnasiums über die Folgen des Klimawandels gesprochen.


Diesmal stand er in der Aula des Lessing-Gymnasiums vor Elftklässlern. Erst am Wochenende hatte die Kohlekommission den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis zum Jahr 2038 bekannt gegeben. „Wäre ich in der Kohlekommission gewesen, hätte ich dem Datum nur zähneknirschend zugestimmt, weil es in der Politik immer Kompromisse geben muss. 2038 ist eigentlich zu spät. Ich denke, es wird deutlich vor 2038 mit der Braunkohle Schluss sein“, sagte Schlegel. „Die Klimabedingungen haben sich so entwickelt, dass sich etwas tun muss. Wir haben den Technologiestand, dass wir aussteigen können. Andere Länder können das nicht.“

Den Klimawandel bezeichnete Schlegel vor den Schülern als die größte Bedrohung, der die Menschheit ausgesetzt ist. „Eine große Temperaturerhöhung betrifft vor allem uns Menschen. Die Natur wird sich immer anpassen“, sagte Schlegel.

„Es hat immer Klimaveränderungen gegeben. Die Frage ist, wie schnell sie ablaufen.“ Die Temperatur nach der letzten Eiszeit habe sich um ein Grad in 1000 Jahren erwärmt. „Jetzt haben wir ein Grad in 100 Jahren. Das ist extrem viel“, sagte Schlegel.

Das trockene und heiße Jahr 2018 hält Schlegel für eine direkte Auswirkung des Klimawandels. Die Landwirtschaft habe bundesweit Einbußen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro gehabt, die vom Bund nur zu einem geringen Teil ausgeglichen wurden.

Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 hörten dem Referenten interessiert zu.


Eigentlich ermöglichen die Treibhausgase erst das Leben auf der Erde. Ohne wäre es bitterkalt. „Bei minus 18 Grad ist kein Leben auf der Erde möglich“, sagte Schlegel. Allerdings nehme der Anteil vor allem von Kohlendioxid, das durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht, schnell zu.

Methan und Lachgas werden auch bei der Verbrennung frei. Sie seien sehr klimawirksam, aber auch schnell abgebaut. Entscheidenden Einfluss habe das Kohlendioxid. Im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter hat der Anteil des Gases um 46 Prozent zugenommen.

Und selbst eine schnelle Reduzierung der Treibhausgase hätte keinen sofortigen Einfluss aufs Klima. „Wenn wir heute den Ausstoß von CO2 abschalten, würde die Klimaerwärmung immer noch weitergehen. Das ganze System ist extrem träge“, sagte Schlegel.

Mit Schlegels Vortrag hatte das Gymnasium einen sehr günstigen Zeitpunkt erwischt, meint Schulleiter Michael Höhme. Und das nicht nur wegen des Kohleausstiegs. Gerade erst hatte die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos gesprochen, und hatten Tausende Schüler am Freitag bei einem „Schulstreik“ in Berlin für besseren Klimaschutz demonstriert.

Im regulären Unterricht werden die Auswirkungen des Klimawandels nicht so vertieft behandelt, sagte Schlegel. Er selbst ist seit 18 Jahren intensiver mit dem Thema befasst. Ursprünglich unterrichtete Schlegel an der Ingenieurschule in Roßwein Fertigungstechnik und Technologie und arbeitete später beim Landesamt für Umwelt und Geologie.

Mit welchen Autos die Deutschen in Zukunft unterwegs sind, darüber kann der Experte auch nur spekulieren. „Ich tendiere zu Wasserstoff“, sagte Schlegel. Derzeit fährt er einen älteren Golf Diesel, Schadstoffklasse 4.

Döbelner Anzeiger
Jens Hoyer
29.01.19