06. September 2020

Abschied von "Lupus"

Dr. med. Christian Wolf kennt man in Döbeln als Arzt und ehemaligen ärztlichen Leiter der Poliklinik. Viele Jahre war er auch ein wichtiger Impulsgeber für den Traditions- und Förderverein des Gymnasiums.

Seine Freunde nannten ihn auf der Penne „lupus“, das lateinische Wort für „Wolf“. Nicht nur denen blieb Dr. Christian Wolf bis an sein Lebensende verbunden, auch seiner alten Schule, dem Lessing-Gymnasium.

Hier machte er 1953 Abitur, studierte Medizin und kehrte dann in seine Heimatregion zurück. In Zeiten, da Absolventen nach dem Studium lieber in smarten Großstädten bleiben, als in die Provinz zu gehen, wo sie gebraucht werden, kann man das durchaus hervorheben.

Dr. Christan Wolf bei der Moderation der Festveranstaltung zum "Goldenen und Diamantenen Abitur" 2011 in der Aula des Lessing-Gymnasiums.


Dr. Christian Wolf arbeitete ab 1963 als Arzt in Roßwein. Für 12 000 Einwohner gab es damals nur zwei Allgemeinmediziner und eine Gynäkologin. 100 Patienten am Tag waren in seiner Praxis keine Seltenheit. Zudem hielt der Mediziner noch Sprechstunden im Schmiedewerk ab.

Später war Dr. Wolf ärztlicher Leiter der Poliklinik in Döbeln und praktizierte im Ambulatorium Döbeln-Ost. Dort ließ er sich nach der Wende als Arzt nieder und war bis 2003 für seine Patienten da.

Der Ruhestand war bei ihm ein Unruhestand. Das war gut für den Traditions- und Förderverein des Lessing-Gymnasiums. Hier hielt er Vorträge bei Vereinsabenden, schrieb Artikel für die Mitgliederinformation und hatte immer wieder gute Ideen, wie man die Bindung ehemaliger Schüler an ihre alte Penne stärken könnte.

So wurde 2002 in einer fröhlichen Bierrunde des Abiturjahrganges 1953 die Idee geboren, das Jahrgangstreffen zum 50-jährigen Abitur als "Goldenes Abitur" zu feiern. Keiner der Beteiligten ahnte, welche einschlagende Wirkung dieser Einfall haben würde. Die Verleihung des „Goldenen und Diamantenen Abiturs“, immer im Herbst, verbunden mit dem jährlichen Vereinstreffen, ist seitdem der wichtigste Höhepunkt im Vereinsjahr. Christian Wolf war nicht nur einer der Erfinder dieser Tradition, sondern auch jahrelang der geschätzte Moderator dieser Veranstaltung. Dort konnte er seine große Stärke ausspielen. Er war rhetorisch brillant, seine Statements waren voller Wortwitz und sein Auftreten souverän. Er war ein Macher, der andere in seinen Bann ziehen konnte. So werden wir ihn in Erinnerung behalten.

Michael Höhme