15. Mai 2023

Rundgang durch die Industriegeschichte

Michael Höhme hat sich den Döbelner Firmen und Industriellen gewidmet. Wer sucht, der findet spannende Schicksale und Details.

Der Traditions- und Förderverein des Lessing-Gymnasiums Döbeln hat sich schon immer darum gekümmert, den Menschen die Döbelner Geschichte näherzubringen. Auf der Internetseite doebeln-entdecken.de findet sich eine Vielzahl von Beiträgen. Viele stammen noch von Gerhard Heruth. Seit dieser verstorben ist, kümmert sich auch Schulleiter Michael Höhme um Nachschub.

Höhme hatte in der Vergangenheit schon Beiträge über die Baumriesen der Region geschrieben und sich um die Geschichte der Döbelner Garnison gekümmert. Mit einer ganzen Serie von Beiträgen nimmt er jetzt die Leser mit zu einer Reise durch die Döbelner Industriegeschichte. Und nicht nur im Internet. Für kommenden Montag lädt Michael Höhme zu einem Vortrag zu dem Thema ein.

Über 60 Besucher interessierten sich für die Döbelner Industriegeschichte.

Angefangen habe alles mit einem Beitrag zur Industriegeschichte im September vorigen Jahres, erzählte Höhme. „Das ist dann eine Kette ohne Ende geworden. Ich war elektrisiert von dem Thema. Es gibt da viele spannende Details.“ Im Winter habe er Zeit gehabt, sich dem Thema zu widmen und war auch auf die Suche nach den Überresten der Fabriken im Stadtbild gegangen. Auf den Briefköpfen der Firmen war es damals üblich, die Betriebe abzubilden.
Die Beiträge seien keine Forschungsarbeiten, sagte Höhme. Im Internet sei dazu schon vieles zu finden. Historische Fotos habe er sich aus verschiedenen Quellen besorgt. „Die Idee war, das alles für den schnellen Zugriff zugänglich zu machen. Im Internet kann man das multimedial wiedergeben und man ist nicht durch einen Druckumfang eingeschränkt.“
Höhme widmet sich in seinen Beiträgen nicht nur den Betrieben, sondern auch den Döbelner Industriepionieren – Oswald Greiner, Robert Tümmler, Heinrich Wilhelm Schmidt, den Seifenfabrikanten Hermann Otto Schmidt und andere. Auch menschliche Schicksale verbergen sich hinter dem vermeintlich trockenen Thema. Erhard Tümmler war 1947 im NKWD-Lager Mühlberg in Gefangenschaft gestorben. Der Geschäftsführer der Firma Robert Tümmler sei Wehrwirtschaftsführer und für die Ausbeutung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern verantwortlich gewesen, sagte Höhme. „Aber er war auch mit einer Frau liiert, die vorher mit einem Juden verheiratet war. Er hat ihr Kind ins Ausland gebracht und geschützt.“

Döbelner Anzeiger
Jens Hoyer
12.05.2023