03. Mai 2025
Steigendes Interesse an Stadtgeschichte
Verschwundene Denkmäler, uralte Bäume und die magische Drei: Spannendes und Kurioses erzählt ein neuer Sammelband über Döbelns Stadtgeschichte.
Die Vergangenheit Döbelns steckt voller Geschichten und kurioser Details. Zum Beispiel die magische Drei. „Es gab viele Dinge in Döbeln drei Mal“, sagt Michael Höhme vom Traditions- und Förderverein Döbeln. Wo sich das früher und heute noch beobachten lässt, hat er in seinem Buch „Döbeln entdecken - Streifzüge durch 1000 Jahre Stadtgeschichte“ festgehalten. Darin sind Aufsätze unterschiedlicher Autoren, die online bereits erschienen sind, versammelt.
Eine bunte Palette sei der Sammelband. „Wir wollten Themen behandeln, die schon länger nicht im Fokus standen“, sagt Höhme. Der Geschichtslehrer schreibt über die Historie der Döbelner Kaserne. Auch den verschwundenen Denkmälern der Stadt widmet er ein Kapitel. Vom verstorbenen Gerhard Heruth wird ein Beitrag erscheinen über die Geschichte der Weihnachtspyramide, die zu DDR-Zeiten in „Jahresendfiguren-Karussell“ umbenannt wurde.
Auch Naturkundliches gibt es. Michael Höhme hat sich auf die Suche nach den ältesten Bäumen gemacht und stellt die Döbelner Baumriesen vor. Größere Fotos soll der Sammelband zeigen, damit Leser vergleichen können. „Wie sah das früher aus? Und wie heute? Das beflügelt die Erinnerung“, so Höhme.
Was in der eigenen Stadt zu früheren Zeiten passiert ist, würden mittlerweile mehr Menschen wissen wollen. „Es gibt in Döbeln ein wiedererwachendes Interesse an der Heimat und der eigenen Geschichte“, so Höhme. Der Wunsch nach einem Buch kam von den Zuhörern, die Höhmes stadtgeschichtlichen Vorträge besuchen. Diese seien häufig schon älter und hätten großes Interesse. „Je älter man wird, desto größer wird der Heimatbezug, das merke ich genau so an mir selbst“, so Höhme. Sich mit der regionalen Geschichte auseinanderzusetzen sei heute noch wichtig. In einer Region verwurzelt zu sein, gebe das Gefühl der Heimat. Das helfe besonders in hektischen Zeiten in der Balance zu bleiben. „Gerade heute, wo man leicht das Gefühl haben kann, dass alles im Chaos versinkt, wenn man sich die internationale Politik anschaut. Sich stattdessen mit dem kleinen Lebenskreis zu beschäftigen, kann ein Ruhepunkt sein“, so Höhme.
Zudem würde der Blick in die Vergangenheit die Perspektive auf das Heute verändern. „In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, ging es den Einwohnern in Döbeln wirklich mies. Die Inflation grassierte und die Ernährungssituation war nicht abgesichert“, so Höhme. Konkrete Beispiele zeigen, dass auch die Menschen in Döbeln krisenhafte Zeiten durchlebt haben. Das relativiere die eigenen Probleme.
Die nächste Veranstaltung ist für 6. Mai um 18 Uhr im Döbelner Rathaus geplant. Dann hält Michael Höhme einen Vortrag zum 80-jährigen Kriegsende in Döbeln. Dabei will er acht Einzelschicksale vorstellen, an denen sich die Widersprüchlichkeit des Kriegsendes in Döbeln zeige. „Für viele war es ein Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus. Für andere bedeutete er jedoch eine Tragödie, eine Zäsur, die das Leben in ein davor und danach aufteilte“, so Höhme.
Aus dem Leben historischer Personen könne man viel lernen. „Was haben sie richtig, was haben sie falsch gemacht? Wie hätte ich mich an ihrer Stelle entschieden? Wer sich so mit Geschichte beschäftigt, entwickelt den inneren Kompass weiter“, sagt Höhme.
Döbelner Anzeiger
Annemarie Banek
03.05.2025