Laudatio auf Hermann Schneider

Hermann Schneider
Hermann Schneider

Liebe Vereinsfreundinnen, liebe Vereinsfreunde!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Für einen Laudator, der die Leistungen und Verdienste eines Mitmenschen würdigen soll, ist es eine besondere Freude, ja eine Ehre, wenn ihm keine Gefahr droht, dabei in Lobhudelei abzugleiten. So kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass im März 2006 wohl keine fünfzehn Kerzen auf der Vereins-Geburtstagstorte brennen würden, hätten wir nicht in unseren Reihen den Protagonisten Hermann Schneider.

Als Spiritus Rector hatte er vor eineinhalb Jahrzehnten Gleichgesinnte um sich geschart, die dem im Jahre 1945 verbotenen Schulverein der „Ehemaligen Gymnasiasten“ zur Wiedergeburt verhalfen. Im Oktober 1990, die Wiedervereinigung Deutschlands war noch ganz frisch, hatten Hermann Schneider und der unvergessene Manfred Umlauf die gemeinsame Idee in einem Gespräch entflammt, den Verein zu neuem Leben zu erwecken. Im Sinne eines kurzen Epigramms des Dichters und „beinahe“ Döbelners Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es!“ wurde die Vereinsidee in Aktivitäten zur Verwirklichung umgesetzt.

Hermann Schneider, Konrad Kindermann, damals Schulleiter an der „Erweiterten Lessing-Oberschule“ und Bernd Winkler, ebendort Lehrer für Mathematik und Physik, sandten schon am 28.09.1990 an das „Döbelner Schultreffen“ in Mainz, das dort am 06.10.1990 stattfand, eine Grußadresse aus Döbeln. Diese jährlichen Treffen ehemaliger Gymnasiasten aus Döbeln, schon seit 1952 an verschiedenen Orten Westdeutschlands begangen, knüpften vielfältige Verbindungen zur ehemaligen Schulstadt Döbeln. Organisatoren waren vor allem Abiturienten der Jahrgänge 1929 bis 1938. Und es sollen hier nur einige Namen genannt werden: Horst Wagner, Hans Scheunpflug, Dr. Gerhard Quietzsch und Joachim Bellmann.

Beim Treffen in Mainz hatte man die Gunst der Stunde erkannt und beschlossen, die nächste Zusammenkunft in Döbeln zu organisieren. Nun begann für Hermann Schneider und Manfred Umlauf eine Zeit, in der die Voraussetzungen für eine Vereinsgründung zu schaffen waren: Mitgliedergewinnung, Vereinssatzung und vieles mehr standen an. Schließlich trafen sich am 14.03.1991 im Zeichensaal der Schule 32 „Ehemalige“ und hoben den Verein „Ehemalige Realgymnasiasten und Lessing-Oberschüler Döbeln“ e.V. aus der Taufe. Und schon am 05.10.1991 fand die erste Mitgliederversammlung in Döbeln statt. Sie füllte mit über 250 Personen die Aula und es wurden erste richtungweisende Beschlüsse gefasst.

Inzwischen sind 15 Jahre vergangen und manches hat sich in dieser Zeit geändert, wie auch der Vereinsname. Aber die Hauptziele des Vereins sind geblieben: Bewahrung der Schultraditionen und Förderung von Schülerschaft und Schule. Geblieben und gewachsen sind auch die Verdienste von Hermann Schneider, der in seiner Beständigkeit, seinem unermüdlichen Eifer und seiner Hingabe Beispiel für seine Mitmenschen ist.

Einige Zahlen aus seiner Vita und der Vereinschronik sollen dies belegen: Seit fast achtzig Jahren wohnt er in Döbeln in der Alberstraße, wo er am 21.02.1927 als Sohn des Schneidermeisters Arno Schneider geboren wurde. Als Sextaner nahm der zehnjährige Hermann 1937 den ersten Kontakt zum heutigen Lessing-Gymnasium auf, der Lehranstalt, die sich damals noch Staatliche Oberschule für Jungen nannte. Durch glückliche Fügung überstand er das Inferno Weltkrieg, dem so viele Mitschüler Blutzoll zahlen mussten. Hermann Schneider kehrte zur Albertstraße und zur Schule zurück, schloss an dieser seine Schülerzeit am 12.07.1947 mit dem Abitur ab. Er nahm ein pädagogisches Studium für Deutsch und Englisch auf und kehrte 1949 als Lehrer für Deutsch, Englisch und Latein an seine Schule zurück, die inzwischen Lessing-Oberschule hieß. In des Wortes bester Bedeutung übte er dort mit Herz und Seele 42 Jahre bis zum Jahre 1991 seine, man muss schon sagen, Berufung aus.

Aber die Bindung zur Schule riss nicht ab. Als Vorstandsmitglied des Vereines übernahm er 1991 den Aufbau des Vereinsmuseums. Anfangs unter primitiven Bedingungen sammelte Hermann Schneider Zeitzeugnisse von Verein und Schule, fand immer sehr interessierte Besucher seiner Ausstellung und konnte im Jahre 2003 ein wohlbestelltes und vielbeachtetes Schul- und Vereinsmuseum in jüngere Hände übergeben. Und es wäre nicht die Art und Weise seiner Persönlichkeit gewesen, wenn er dies nicht mit einer von ihm geschriebenen Museumsordnung getan hätte!

Hervorzuheben sind die von ihm redigierte Schulchronik, die Festschrift zum 125-jährigen Schuljubiläum im Jahre 1994 wie auch die zahlreichen wie hochinteressanten Artikel in der Döbelner Presse zur Schul- und Stadtgeschichte. Ebenso danken ihm viele Vereinsmitglieder und Gäste des Vereins für die lehrreichen wie unterhaltsamen Leseabende am Kamin unseres Vereinslokals „Döbelner Haus“. Dabei gehört der Namensgeber des Gymnasiums, Gotthold Ephraim Lessing, zu Hermann Schneiders Lieblingsthemen.

Halten wir fest: Fast 80 Jahre treuer Döbelner Bürger, 69 Jahre enge Bindung zum Döbelner Gymnasium als Schüler, Lehrer, Vereinsfreund und auch, was wir nicht unterschlagen wollen, 54 Jahre Treue zu seiner lieben Frau Gertraud, die ihm zwei Töchter schenkte, welche ihn zum vierfachen glücklichen Opa machten.

Es gäbe noch viel Gutes über Hermann Schneider zu berichten, aber es genügt wohl, um ihn gebührend zu ehren. Zu den ersten Beschlüssen, die von der Mitgliederversammlung im Oktober 1991 gefasst wurden, zählt auch jener über die Ehrung von verdienstvollen Vereinsmitgliedern. Diesem Beschluss folgend, sieht es der Vereinsvorstand als an der Zeit, das langjährige fruchtbare Wirken von Hermann Schneider für Schule und Verein zu würdigen: Vereinsfreund Hermann Schneider wird zum „Ehrenvorsitzenden“ ernannt!

Wir verbinden den Erhalt dieses Ehrentitels mit unseren herzlichen Wünschen für persönliches Wohlergehen und das seiner Angehörigen, mit der Hoffnung auf noch viele erfolgreiche gemeinsame Jahre für Verein und Schule und rufen Hermann Schneider als gelehrige Lateinschüler zu:

AD MULTOS ANNOS!

vorgetragen von Reinhard Zerge, 1. Vorsitzender des Vereins, am 17. März 2006 im "Döbelner Haus", anlässlich der Festveranstaltung zum 15. Vereinsgeburtstag