06. Februar 2024

Industriegeschichte - Klappe, die Dritte!

Über 150 Besucher interessierten sich für die Wirtschaftsgeschichte Döbelns.

Beim dritten Vortrag zur Döbelner Industriegeschichte wurde ein neuer Besucherrekord eingestellt. Die Aula war gut gefüllt. Nur wenige Plätze blieben frei, als es am Montag um Firmen der Muldestadt ging, die bei den vorangegangenen Vorträgen noch keine Erwähnung gefunden hatten. Daniel Becks Lederfabrik konnte keinesfalls unter den Tisch fallen, ist dieser Gründer doch derjenige, der als erster in Döbeln industriell fertigen ließ. Er machte aus der kleinen Gerberei, die er 1820 gründete, ein beeindruckendes Imperium. Als er 1860 starb, arbeiteten in insgesamt 52 Gebäuden nördlich der Staupitzstraße bis zu 350 Arbeiter in Loh- und Weißgerbereien, einer Papier-, Pappen- und Pressspanfabrik, einer Lederlackiererei und einer Leimsiederei.

Nach Daniel Beck wechselte der Blick gleich auf die andere Seite der Mulde. Hier befand sich an der Stelle des heutigen Parkhauses, die Vereinsbrauerei. Deren wechselhafte Geschichte vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Liquidation des VEB Getränkewerks Döbeln 1992 wäre eigentlich ein Vortrag für sich gewesen. Wenige interessante Fakten mussten fürs erste reichen.

Nach diesem kleinen Abstecher in die Döbelner Innenstadt wendete sich der Vortrag Firmen zu, die an der Peripherie Döbelns angesiedelt waren - die Armaturenfabrik Rudolph Neider in Bauchlitz, der VEB Ingenieurbetrieb Rationalisierung, die Werkzeugmaschinenfabrik Liebert & Gürtler heute RASOMA, die Döbelner Holzbiegerei Haupt & Ihrke, der VEB Döbelner Karosseriewerk und die Döbelner Faßfabrik, die zuletzt ihren Sitz in der Feldstraße hatte.

Nach diesen Unternehmen, die allesamt im Norden und Westen der Stadt Döbeln angesiedelt waren, ging es in einem großen Sprung in den Osten der Stadt. Die Ausführungen widmeten sich hier besonders der Lederfabrik Guido Beck, der Fabrik nichtrollender gummierter Papiere Hans Seidels, heute Typofol, und der Luxusmöbelfabrik Franz Dyhrsens an der Dresdner Straße, später VEB Jugendmöbel. Extra aus Dresden war ein Nachfahre des Firmengründers zum Vortrag angereist und hatte Kostbares im Gepäck. Neben anderen Fotos übergab er ein Porträt Franz Dyhrsens aus seinen letzten Lebensjahren. Eigentlich nur ein Blatt Papier, für stadtgeschichtlich Interessierte ein kostbares Geschenk.

Mit den Vorträgen zur Industriegeschichte belebt der Förderverein des Gymnasiums eine Tradition, die unser 2018 verstorbener Vereinsfreund Gerhard Heruth begründete. Seine Beiträge zur Döbelner Stadtgeschichte kann man noch heute unter www.doebeln-entdecken.de nachlesen. 150 Besucher bei einem Vortrag zur Stadtgeschichte machen Mut. Die Besucher und der Referent waren sich einig - es wird weitere Vorträge zu anderen spannenden Themen aus der Döbelner Geschichte geben. Auch wenn es heute etwas pathetisch klingt - vielleicht hatte ja Konrad Müller Recht, als er 1914 dichtetet:

Weit durch die Welt bin ich gezogen,
Sah morgentlich die Alpen glühn.
Sah fern im Süd die blauen Wogen Weitschäumend gegen Felsen sprüh‘n.
Und doch - im Schatten der Cypressen,
Im Brandungsturm am nord‘schen Strand
Hab deiner nimmer ich vergessen,
Mein Döbeln du, mein Heimatland.

Michael Höhme


Neugierig geworden? Besuchen Sie die stadtgeschichtliche Webseite des Fördervereins unter www.doebeln-entdecken.de!